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Der Diabetes und weitere Erkrankungen.

Dummerweise hatte ich 3 Monate bevor die Diagnose Diabetes gestellt wurde, meinen langjährigen Job gekündigt und befand mich grade in der Probezeit, als ich aus dem Krankenhaus nach 4 Wochen raus kam bekam ich eine Woche später meine Kündigung, da ich nicht die erwartete Leistung erbracht hätte. Danach fiel ich erstmal in ein tiefes Loch. Nach 9 Monaten hatte ich mich soweit erholt, das ich mich wieder der Arbeitswelt stellen wollte, wäre da nur nicht jeden Morgen diese Kopfschmerzen, jeden Morgen Tabletten nehmen. Also erst einmal zum Neurologen, der meinte nach seinen Untersuchungen, dass es wohl Spannungskopfschmerzen sind, weil das EEG unauffällig ist, allerdings wollte er noch eine MRT Untersuchung. Die lief denn allerdings anders als erwartet, eigentlich sollte ich ja direkt nach der Untersuchung wieder gehen und der Befund an den Neurologen geschickt werden. Aber ich musste warten. Ich hatte mitten in meinem Gehirn ein riesiges Anarysma (0,8 cm Durchmesser) direkt an der Hauptschlagader. Ein Anarysma ist eine Gefäßerweiterung, wie bei einem Fahrradschlauch der an einer Stelle ganz dünn ist und sich eine Luftblase bildet, die jederzeit platzen kann. Wenn das Anarysma geplatzt wäre, hätte ich keine Überlebenschance. Normalerweise machen die keine Kopfschmerzen und werden sehr selten vor dem Platzen entdeckt. Also zurück zum Neurologen, der hat mich gleich weiter geschickt in ein sehr großes Krankenhaus. Es gibt zwei Behandlungsmethoden, Coiling, wobei man mit einer Sonde durch die Hauptschlagader bis ins Gehirn geht und dort diese Blutblase ausstopft. So kam ich in den Genuss mein Gehirn von innen zu sehen. Dem untersuchenden Arzt fiel es schwer, mir einer Raucherin zu sagen, dass ich von innen 10 Jahre jünger aussehe. Aber sie haben es nicht repariert, der Eingriff war zu riskant, ich sollte alles vermeiden, was meinen Blutdruck erhöht (ob das mein Diabetes auch gehört hat?). Nichts schweres heben, nicht fliegen, nicht tauchen, mich nicht aufregen und keinen Orgasmus mehr. Also zurück zum Neurologen, der konnte das genauso wenig verstehen wie ich und schickte mich zu einer großen Klinik in Aachen dort wurde ich von einem Roboter 8 Stunden operiert, alles ging gut, keinerlei Ausfälle. In der anschließenden Reha wurde dann noch der Hashimoto festgestellt.

zurück ins Leben oder willkommen in der Realität


dbw

nach vier Wochen Ersteinstellung im Krankenhaus verließ ich die geschützten Hallen und stellte mich dem Biest im Zucker. Am nächsten Tag auf dem Markt beim Einkaufen der erste Unterzucker, hilflos und zitternd auf einer Stufe sitzend, dann schweißüberströmt eine Verkäufer eine Banane abgeschwatzt. Die Leute waren etwas abweisend und wussten nicht so recht was sie machen sollen. Erinnert mich an eine andere Situation, ich war in einem KFC, voll besetzt an einem kleinen Tisch war noch ein Platz frei. Ich fragte die junge Frau, eine Asiatin, ob ich mich setzen dürfte. Habe dann unauffällig meinen Zucker gemessen und zog den Pen aus der Tasche, ihre Augen wurden immer größer, ich versuchte ihr zu erklären, dass ich Diabetes habe und in dem Pen Insulin ist. Als sie die Nadel sah sprang sie laut schreiend auf, ließ ihr Essen stehen und rannte davon. Natürlich guckten mich alle an und sahen mich mit dem Pen mit der entblößten Nadel in der Hand, alle haben ganz schnell wieder weg geguckt.

Zu dieser Zeit arbeitete ich in einer Schule als Lehrerin, Handys waren für die Schüler und natürlich auch für die Lehrer im Unterricht verboten. Ich bemerkte einen nahenden Unterzucker und zückte das Messgerät was zu einem mittleren Proteststurm führte weil die Kinder meinten es wäre ein Handy. Einige der Mädchen fühlten sich dann unangenehm berührt in dem Wissen, das ich unter dem Tisch einen Tropfen Blut erzeugte und sprachen eine Kollegin an, diese sprach dann mit mir, ob es denn sein müsste das ich mir während des Unterrichts den Zucker messe, Oder ein anderes mal holte ich mir in der Kantine etwas zu essen und setzte mich zu Kollegen an dem Tisch und wollte mir Insulin spritzen, worauf die Kollegin aufstand und meinte muss das sein und zusammen mit dem anderen Kollegen den Tisch wechselte. Als ich daraufhin mit dem Schulleiter sprach, war dieser sehr besorgt, nicht dass noch ein Kind etwas bemerkt und vielleicht seinen Eltern was sagt. Das ganze spielte sich ca. 2008 ab, also nicht im Mittelalter. Kam mir doch öfters als einmal wie ein Junkie vor, eine Klasse war aber ganz nett, wenn ich mal im Unterricht etwas komisch redete, musste ich den Zucker messen und wenn nicht alles ok. war sind sofort zwei Schüler los gestürmt zum Kiosk und haben mich mit was Süßen versorgt, meistens ein Snickers, weil ich die doch so gerne gegessen habe.

Auch in der Familie, meine Schwester ist Ärztin, wurde von mir verlangt, dass ich auf Toilette gehe zum messen und spritzen.

Seitdem ich eine Pumpe habe hat sich aber das das Problem mit spritzen in der Öffentlichkeit erledigt. Wenn jetzt mal die Pumpe im unpassenden Moment Signale abgibt, sag ich immer Entschuldigung bei mir piept’s wohl. Jetzt sind die Blicke der Leute interessiert, ich werde manchmal gefragt was das, die Pumpe, ist.

Der erste Tag vom Rest meines Lebens


dbw

So tauchte ich denn eine Woche nach dem Besuch beim Arzt im Krankenhaus auf, erstmal 1-2 Stunden mit einem Zucker von 650 in der Aufnahme gewartet. Dann kam ich auf die Station und lag im Bett. 1-2 Stunden vergingen und eine nette Frau kam rein und stellte sich als Diabetesassistentin vor. Sie war dann doch sehr erstaunt und erschrocken, dass ich noch kein Insulin bekommen hatte. Sie gab mir dann den Pen in die Hand und ich durfte mir die erste Insulinspritze meines Lebens selber geben, oh Gott was hatte ich einen Schiss vor der Nadel, aber hat gar nicht weh getan :=). Das Insulin zeigte dann auch schnell Wirkung und ein paar Stunden später durfte ich den ersten Unterzucker meines Lebens kennen lernen :=(. Neben mir zog ein Schwangerschaftsdiabetes ein, habe bei der Gelegenheit erfahren, dass wir die junge Frau früher oder später im Club begrüssen dürfen, wäre nur eine Frage der Zeit. Ich selber galt als Typ 2 Diabetes, da ich ja schon 40 Jahre alt war und mit 64 Kg (bei 168 cm  damals noch nicht geschrumpft) nicht dem erwarteten Bild des super schlanken und jugendlichen Typ 1 Diabetiker entsprach, war also selber schuld, aber mit Aussicht auf Besserung, wenn ich Diät und Sport machen würde. Ach was waren diese Ärzte überrascht, als mein Blut untersucht wurde zeigten sich Antikörper und ich wurde zum Typ 1 befördert. Einerseits war ich enttäuscht dass ich ihn nicht wieder loswerde, andererseits innerlich beruhigt, Ich und die Schokolade waren nicht schuld. Habe aber damals wirklich gedacht ich würde jetzt auch zum super schlanken Typ 1 Diabetiker werden, soviel sei verraten, das hat nicht funktioniert.  Ich wurde jetzt auf das 24 Stunden Insulin Lantus, damals wohl ziemlich neu auf dem Markt, eingestellt. Es ging auf und ab, Nachmittags ein Unterzucker und Morgens ein Hoch, egal wie wir es machten früher oder später spritzen, mehr oder weniger, das klappte nicht. Nach zwei Wochen kam dann die Stationsärztin und meinte sie hätte jetzt mal im Internet recherchiert Lantus könnte bei einem Lada Diabetes nicht gegeben werden, und den hätte ich wahrscheinlich, eil ich schon über 40 bin und das Lantus nicht einstellbar war. So wurde ich dann zum Lada befördert und das Lantus wurde gegen Levimir getauscht. Damit ging die Einstellung dann besser. überhaupt die Einstellung, musste jeden Tag 3  mal 4 BE essen und Bettruhe halten, damit der Zucker nicht durcheinander kommt. Zum Essen bekam ich dann immer ein Zettel dazu auf dem drauf stand, dass ich jetzt 4 BE esse (das war die Schulung). Beim Basalratentest durfte ich dann den ganzen tag nichts essen. Ich lag auf der Inneren und bekam nach dem Schwangerschaftsdiabetes eine jüngere Patientin mit HEP C und Entzugssymptomen, daher musste sie die ganze Zeit Schokolade essen, und ich durfte zugucken. Die Dame bekam dann auch netten Besuch, so dass ich dann lieber das Zimmer verlassen habe. Auf meine etwas besorgte Frage ob das denn nicht ansteckend ist, wurde mit gesagt, dass ich ja nicht mit ihren Körperflüssigkeiten in Berührung komme, sie hätte ja ihren eigenen Toilettenstuhl und würde mein WC nicht benutzen dürfen. In der Nacht wurde ich wach von einem unbeschreiblichen Gestank, ich hab kurz in den Toilettenraum rein gesehen, ich hatte ja keine Ahnung wie viel Kot ein Mensch ausscheiden kann und den auch noch im ganzen Raum verteilt. Ich schnappte mir meine Bettdecke und ein Kopfkissen und bezog einen Besucherstuhl im Flur und bedauerte mich zu tiefst, jemand anderes tat es ja nicht.  Irgendwann fiel ich dann der Nachtwache auf, die meine Angaben überprüfte und entschied, dass ich in dieser Nacht nicht wieder in mein Zimmer musste, ich durfte in der Abstellkammer auf einer Untersuchungsliege weiter schlafen. Am nächsten tag wurde das ganze Zimmer dann Grund gereinigt und die junge Dame auf eine geschlossene Station verlegt. Die letzten paar Tage hatte ich dann ein Einzelzimmer. Insgesamt war ich 4 Wochen zur Ersteinstellung da, und ich empfand meine Krankheit nur entsetzlich. Das ganze war aber nicht in den frühen 50’er sondern im Jahr 2000. Das Jahr 2000 hielt aber noch mehr für mich bereit, aber dazu später mehr

Und plötzlich ist alles anders


dbw

Hätte ich es vorher ahnen können? Schließlich hatte ja mein Vater auch diesen süßen Begleiter. Aber den Gedanken selber krank zu sein der wird in den letzten Winkel verbannt. Gut plötzlich mitten in der Nacht auf der Autobahn kann man die Straßenschilder nicht mehr lesen, ist ja fast normal, weil man müde ist, aber wie kommt man jetzt bitte weiter, sämtliche Mitfahrer haben keinen Führerschein, also erstmal selber schlafen, leider hilft das nicht, also Mitfahrer wecken und der muss halt die Schilder lesen. Am Urlaubsort in der Toscana angekommen, erstmal über ziemlich fettige Pizza  hergefallen und süße Limo literweise in mich rein geschüttet. Nach einer Woche wieder zurück, lesen kann ich inzwischen wieder, aber irgendwie ist mir kotz übel. Erstmal zum Augenarzt weil schon wieder wird es schlechter mit den Augen. Kurze Zeit später bin ich 500 € ärmer und um eine Brille reicher. Und immer noch keinen Verdacht gehabt. Dann gehe ich shoppen, eigentlich wollte ich das, es wurde aber zu einem Toiletten Run, danach kannte ich sämtliche öffentlich zugängige WC's. Hab mich dann nicht mehr mit öffentlichen nach Hause getraut und bin tapfer gelaufen. Da konnte ich es nicht mehr übersehen und bin zu einem niedergelassenen Arzt, habe alle Symptome geschildert, er hat dann Blut abgenommen und keine Ahnung gehabt was mir fehlen könnte. Hab ihn dann dezent auf meinen Verdacht Zucker zu haben hingewiesen, er meinte ja könnte sein, warten wir mal auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung. Hab ihn dann gefragt, ob er denn keine Urin Mess Stäbchen hat, oh Wunder der Arzt  hatte  welche, die waren ja sowas von positiv. Drei Tage später dann, das Ergebnis der Blutabnahme lag vor, ein Anruf vom Arzt ich hätte hohen Zucker und müsste umgehend ins Krankenhaus. Obwohl ich es geahnt hatte brach dann doch eine Welt zusammen, ich dachte ich darf nie mehr Schokolade essen, ein Weltuntergang. Wie es im Krankenhaus weiter ging, ist eine andere Geschichte und soll ein anderes mal erzählt werden..